Morchel ist der Name eines Pilzes, der in Jahren mit einem feuchtwarmen April auf Wiesen und Laubwaldlichtungen wächst. Botanisch führt er den Namen „Beste Morchel“, lateinisch „Morchella esculenta“. Als delikater Erstlingspilz galt er für reiche Leute als ein besonderer Leckerbissen. Die Gemeinde Thanheim war aber eine arme Gemeinde, weil die Berge und Hänge bekanntlich nur einen geringen landwirtschaftlichen Ertrag abwarfen. Außerdem war die Markung nur 612 ha (Hektar) groß. Darüber hinaus bildet der Verlauf der Berge einen Auffangwinkel für von Westen aufziehende Gewitter mit Hagelschlag.
Dies hatte zeitweise in früheren Zeiten Notjahre am laufenden Band zur Folge. Diese Wetterunbillen brachte die Einwohner Thanheims auf die Gedanken, den Pilzsegen einzusammeln, in Körbe in die Städte Hechingen und Balingen zu tragen, um sie dort zu verkaufen. Dieser Handel blieb den Nachbargemeinden nicht verborgen und wurde von diesen, die besser begütert waren, als ein „Armeleutehandel“ angesehen und entsprechend bespöttelt. Zuletzt erhielten die Thanheimer deshalb allgemein den Übernamen „die Maurochen“; das ist die schwäbische Form des Pilznamens „Morchel“. Handel und Pilze sind heutzutage längst verschwunden, nur der Übernahme blieb.
Die Entstehung dieses Übernamens wird um das Jahr 1848 vermutet.